Impetigo
Vorwort
Wenn plötzlich gelbliche Krusten auf der Haut erscheinen – sei es bei Ihrem Kind oder bei Ihnen selbst – kann das beunruhigend sein. Hierbei kann es sich um die sogenannte „Borkenflechte“ oder Impetigo handeln, eine ansteckende Hauterkrankung, die bei rechtzeitiger Behandlung gut in den Griff zu bekommen ist.
Obwohl Impetigo besonders häufig bei Kindern auftritt, können Menschen jeden Alters betroffen sein. In diesem Ratgeber erfahren Sie alles Wichtige über die Ursachen, Symptome, die Behandlung und Vorbeugung dieser häufigen Hautinfektion.
Wir hoffen, dass wir Ihnen nützliches Wissen an die Hand geben können, und wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen.
Was ist Impetigo?
Impetigo ist auch als „Borkenflechte“ oder „Grindflechte“ bekannt. Trotz der umgangssprachlichen Namen handelt es sich jedoch nicht um eine Pilzerkrankung oder Flechte, sondern um eine hochansteckende bakterielle Infektion der obersten Hautschichten.
Das charakteristische Merkmal der Impetigo sind honiggelbe Krusten, die entstehen, wenn die anfänglichen Bläschen aufplatzen. Betroffen sind hauptsächlich das Gesicht, vor allem der Bereich um Mund und Nase, sowie Hände, Achselhöhle und Leiste.
Welche Erreger sind für eine Infektion verantwortlich?
Impetigo wird durch zwei Hauptarten von Bakterien verursacht:
- Streptococcus pyogenes (20 %) und
- Staphylococcus aureus (80 %)
Oftmals kommen auch beide Keime in den geschädigten Hautpartien der Betroffenen vor. Die Bakterien benötigen eine Eintrittspforte in die Haut, wie z. B. durch Verletzungen, Insektenstiche oder chronische Ekzeme wie die Neurodermitis.
Impetigo wird durch Bakterien verursacht und nicht durch Pilze, wie der umgangssprachliche Name „Borkenflechte“ vermuten lassen könnte.
Übertragungswege und Krankheitsverlauf
So verbreitet sich Impetigo
Die Impetigo-Bakterien sind wahre Überlebenskünstler und nutzen verschiedene Wege zur Verbreitung:
- Über direkten Hautkontakt mit einer infizierten Person
- Über gemeinsam genutzte Gegenstände wie Handtücher, Bettwäsche, Spielzeug oder Kleidung
- Über eine Selbstinfektion durch Kratzen und Verteilen der Bakterien auf andere Körperstellen
So verläuft die Infektion
Die charakteristischen Hauterscheinungen zeigen sich typischerweise innerhalb von 2 bis 10 Tagen nach einer Infektion. Gelegentlich bildet sich die Erkrankung spontan zurück. Der Heilungsprozess kann in manchen Fällen allerdings mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Und: Während dieser gesamten Zeitspanne bleibt die Infektiosität bestehen, das heißt, man steckt sich selbst und andere Personen an. Kinder dürfen deshalb erst wieder in die Kita oder den Kindergarten, wenn alle Stellen verheilt sind. Eine durchgemachte Erkrankung stellt auch keinen dauerhaften Schutz dar, sodass wiederkehrende Infektionen durchaus möglich sind.
Gut zu wissen: 24 Stunden nach Beginn einer wirksamen Antibiotikatherapie oder nach vollständiger Abheilung dürfen Gemeinschaftseinrichtungen wieder besucht werden.
Warum sind Kinder besonders häufig betroffen?
Kinder zwischen 3 und 8 Jahren sind besonders anfällig für Impetigo. Ihr noch nicht vollständig entwickeltes Immunsystem, der enge körperliche Kontakt in Kindergärten und Schulen sowie häufige kleine Verletzungen beim Spielen machen sie zur Hauptrisikogruppe.
Aber Vorsicht: Auch Erwachsene können sich anstecken, besonders wenn sie engen Kontakt mit betroffenen Kindern haben oder ihr Immunsystem geschwächt ist.
Diagnose und ärztliche Behandlung
Wann zum Arzt?
Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Kind oder Sie selbst an einer Impetigo mit den typischen Hautveränderungen erkrankt sind, suchen Sie einen Arzt auf. Insbesondere wenn sich die Hautveränderungen trotz Behandlung weiter ausbreiten oder Fieber bzw. ein allgemeines Krankheitsgefühl hinzukommen, sollten Sie zum Arzt gehen. Besonders vorsichtig sollte man bei Säuglingen oder Kleinkindern sein – hier ist immer ein Arztbesuch erforderlich. Ebenso wichtig ist eine ärztliche Beratung bei wiederkehrenden Impetigo-Infektionen, um mögliche Grunderkrankungen abzuklären.
Diagnose: Impetigo
Für den geschulten Mediziner genügt häufig ein erster Blick und eine kurze Untersuchung, um die Diagnose zu stellen: Die markanten honiggelben Krustenbildungen zeigen ein eindeutiges Erscheinungsbild.
Besonders aufschlussreich ist das Verteilungsmuster der Hautveränderungen, die vorwiegend im Gesichtsbereich, in den Achseln und Leiste auftreten. Typisch ist auch, dass die Blasen und Krusten sich ohne Behandlung zügig über größere Hautbereiche ausbreiten können. Deshalb ist eine schnelle Therapie erforderlich.
Um den Impetigo-Erreger nachzuweisen, wird der Arzt die Blasenflüssigkeit bzw. den Wundgrund bakteriologisch untersuchen
lassen und einen Nasenabstrich vornehmen. Dies wird besonders bei Kindern mit wiederkehrenden Infektionen empfohlen, um festzustellen, ob sich mögliche Keime in der Nasenhöhle festgesetzt haben.
Je früher die Behandlung beginnt, desto schneller klingt die Infektion ab und desto geringer ist das Risiko für Komplikationen.
Welche Behandlungsmöglichkeiten der Impetigo gibt es?
Medikamentöse Behandlung
Bei leichten, örtlich begrenzten Infektionen kommen in erster Linie zwei Behandlungsansätze zum Einsatz:
Zum einen werden Antiseptika verwendet, zu denen verschiedene Wirkstoffe wie Chlorhexidin, Polyvidon-Iod oder Octenidin zählen. Diese Substanzen reduzieren effektiv die Keimbelastung auf der Hautoberfläche und können dadurch den Heilungsprozess maßgeblich unterstützen. Aufgrund ihres geringen Resistenzentwicklungspotentials sind antiseptische Wirkstoffe grundsätzlich gegenüber antibiotischen Lokaltherapien zu bevorzugen.
Zum anderen spielen antibiotische Salben oder Cremes eine wichtige Rolle in der Behandlung der Haut. Hierbei kommen üblicherweise Präparate mit Wirkstoffen wie Fusidinsäure oder Tyrothricin zum Einsatz. Sie werden mehrmals täglich gezielt auf die betroffenen Hautareale aufgetragen, um die bakterielle Infektion direkt am Entstehungsort zu bekämpfen.
Beim Keim Staphylococcus aureus wird eine zunehmende Unempfindlichkeit gegenüber Fusidinsäure beobachtet. Im Gegensatz dazu zeigen sich in Deutschland kaum Resistenzen gegen Mupirocin. Daher wird Mupirocin als wichtiges Reserveantibiotikum nach einem positiven Nachweis auf MRSA-Bakterien eingesetzt, da diese Bakterien gegen viele Antibiotika resistent sind.
Die antimikrobielle Therapie muss intensiviert werden, wenn folgende Situationen auftreten: Die Infektion betrifft ausgedehnte Hautbereiche, die Erkrankung tritt nach einer Behandlung wieder auf, oder das Gesicht ist von der Infektion betroffen. Auch bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem ist eine intensivere Therapie erforderlich. Gleiches gilt, wenn allgemeine Krankheitszeichen wie Fieber und Schwäche auftreten oder wenn trotz bisheriger Behandlung keine Besserung eintritt.
In diesen Fällen greifen Ärzte auf Antibiotika zurück, die der Patient einnehmen muss und die dann eine Wirkung im gesamten Körper entfalten (systemische Wirkung). Als Wirkstoffe kommen dabei vorrangig Flucloxacillin, verschiedene Cephalosporine oder alternativ Clindamycin zum Einsatz.
Führen Sie die Behandlung stets sehr konsequent durch, um Rückfälle zu vermeiden. Nehmen Sie das Antibiotikum unbedingt für den gesamten vom Arzt verordneten Zeitraum ein, auch wenn die Symptome bereits früher abklingen.
Unterstützende Maßnahmen
Ergänzend zur medizinischen Behandlung können Ihnen folgende Maßnahmen Linderung verschaffen:
- Sanfte Reinigung: Waschen Sie die betroffenen Stellen mehrmals täglich mit warmem Wasser und milder Seife.
- Krusten entfernen: Weichen Sie die honiggelben Krusten vorsichtig mit feuchten Kompressen ein und entfernen Sie sie anschließend.
- Fingernägel kürzen: Halten Sie die Fingernägel kurz, um Hautschäden durch Kratzen zu reduzieren.
- Kühle Umschläge auflegen: Sie können Juckreiz und Brennen lindern.
Wichtig: Hausmittel allein reichen zur Behandlung von Impetigo nicht aus. Eine ärztliche Behandlung ist notwendig.
Zu welchen Komplikationen kann eine Impetigo führen?
In den meisten Fällen heilt eine Impetigo problemlos ab. Bei frühzeitiger und konsequenter Behandlung können Sie zuversichtlich sein, dass die Erkrankung ohne Folgen überstanden wird. Nur selten können Komplikationen wie tiefere Hautinfektionen auftreten. Staphylokokken-Infektionen können zudem Juckreiz, Fieber oder Lymphknotenschwellungen verursachen. Bei intensivem Kratzen oder schweren Krankheitsverläufen kann es außerdem zu Narbenbildung kommen.
So schützen Sie sich und andere
Vorbeugung
Zur wirksamen Vorbeugung gegen Impetigo ist eine gründliche Handhygiene, besonders nach dem Toilettengang und vor Mahlzeiten, sowie eine regelmäßige Körperreinigung mit milder Seife entscheidend. Reinigen und desinfizieren Sie kleine Verletzungen umgehend, da diese als Eintrittspforten für Erreger dienen können. Verwenden Sie ausschließlich persönliche Hygieneartikel wie Handtücher und Waschlappen, um Übertragungen zu vermeiden. Kurz gehaltene Fingernägel reduzieren das Verletzungsrisiko beim Kratzen.
Verhalten während einer Impetigo
Wenn Sie oder Ihr Kind an einer Impetigo erkrankt sind, ist ein besonders umsichtiges Verhalten entscheidend, um die Ausbreitung der Infektion zu begrenzen und die Heilung zu fördern.
Benutzen Sie separate Handtücher und Waschlappen für die betroffene Person und waschen Sie diese bei mindestens 60°C. Wechseln Sie täglich Bettwäsche und Kleidung, die mit den betroffenen Hautbereichen in Kontakt kommt. Vermeiden Sie das Berühren der infizierten Stellen und achten Sie auf gründliches Händewaschen, insbesondere nach dem Auftragen von Medikamenten.
Bei einer bestehenden Infektion sollten Sie auf Kontaktsportarten verzichten, bis die Erkrankung vollständig abgeheilt ist, damit andere nicht angesteckt werden.
Kinder mit Impetigo dürfen Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten oder Schulen erst wieder besuchen, wenn die offenen Hautstellen abgeheilt sind oder vom Arzt als nicht mehr ansteckend eingestuft wurden – in der Regel 24 Stunden nach Beginn einer wirksamen Antibiotikatherapie. Informieren Sie außerdem Betreuer oder Lehrer über die Erkrankung, damit diese geeignete Hygienemaßnahmen ergreifen können.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Impetigo ist eine bakterielle Hautinfektion mit honiggelben Krusten.
- Impetigo ist hochansteckend, aber gut behandelbar durch antiseptische oder antibiotische Präparate.
- Konsequente Hygiene verhindert die Ausbreitung.
- 24–48 Stunden nach Beginn der Behandlung dürfen Kinder wieder in Kita oder Schule.
Schlusswort
Wir hoffen, dass wir Ihnen mit dieser Broschüre hilfreiche Tipps für den Umgang mit Impetigo geben konnten.
Falls Sie weitere Fragen haben, wenden Sie sich vertrauensvoll an Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder fragen Sie in Ihrer Apotheke.
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